Festival:

Summer Breeze Open Air 2023 - Mittwoch

Festival vom 16.08.2023

In diesem Jahr hielt sich die Vorfreude auf das anstehende SUMMER BREEZE OPEN AIR Festival ein wenig in Grenzen, was sehr stark mit der aktuellen Wetterlage in Deutschland zu tun hatte. Nachdem dann das WACKEN OPEN AIR bereits im Schlamm versank, bevor es überhaupt angefangen hatte, richtete sich unser täglicher Blick besorgt auf die Wetterkarte im Süden der Republik. Wir hatten letztes Jahr bedauerlicherweise erlebt, was ein einziger heftiger Regentag auch dort anrichten konnte.

Als wir allerdings am Mittwoch nach staufreier Anreise unser Campingquartier aufschlugen, waren alle Bedenken verflogen. Nachdem wir mit den Jungs aus der Nachbarschaft erste Getränke ausgetauscht (Äppler gegen Bier) und uns unter Einsatz des Grills für den restlichen Tag gestärkt hatten, enterten wir das Konzertareal. Auf der Main-Stage wurde bereits von EPICA kräftig gezündelt. Der Sound im hinteren Bereich das Areals war überraschend gut und wir fühlten uns direkt genötigt, diesem Schauspiel weiter beizuwohnen und unseren ersten Rundgang vorerst auszusetzen. Das Bühnenbild war gesäumt von zwei stählernen Schlangen in Angriffspose, die ständig mal kurze mal längere Feuerstöße von sich gaben. Das elektronische Backdrop untermalte die vorgetragen Tracks sehr stimmig mit Bildern und Texten. Insgesamt ein schöner Welcome-Gig.

Als nächstes kam es zu einer persönlichen Premiere, da wir bisher noch nie eine Show an der WERA-Stage erlebt hatten (vorbeilaufen zählt nicht). Dies ist eine recht kleine Bühne, die sich etwa in der Mitte das gesamten Festivalgeländes befindet. Dort fanden wir uns pünktlich um zehn vor neun zum Start von AD INFINITUM ein. Ich hatte im Rahmen der vergangen Tour von KAMELOT bereits das Vergnügen, die gesanglichen Fähigkeiten von Melissa Bonny zu bewundern. Musikalisch blieben wir quasi beim gleichen Genre. Melissa hielt sich zunächst mit den Growls ein wenig zurück und die besungenen “Eternal Rains“ gehörten gottlob der Vergangenheit an. Mehr als Reinschnuppern war aber heute nicht drin, da bereits das erste Highlight des Festivals auf uns wartete.

Um viertel nach neun kündigte “Prince Of Darkness“ vom viel gescholtenen “Risk“ Album den Auftritt von MEGADETH an, die dann augenblicklich mit “Hangar 18“ das Battlefield in Aufregung versetzten. Meine persönlichen Erfahrungen mit Dave und seinen Spießgesellen (es waren so einige seit den 80ern...) waren jedoch immer geprägt von viel Lärm und wenig Soundqualität. So freute es mich ungemein, endlich das mürrische Genuschel von Mr. Mustain, eingebettet in ein messerscharfes Gitarrengewitter, deutlich wahrnehmen zu können. Denn gerade das macht die Musik von MEGADETH zu etwas Unverwechselbarem. Einen Ton über das grandiose Spiel der beiden Axemen zu verlieren wäre wahrscheinlich wie das sprichwörtliche Eulen nach Athen tragen. Die Setlist war darüber hinaus sehr ausgewogen und könnte man fast als Best Of bezeichnen. Warum es allerdings keine Nummer aus der Wiederbelebungsphase (zwischen 2004 – 2013) ins Set geschafft hat, bleibt wohl ein Geheimnis. Aber das ist jetzt Jammern auf hohem Niveau, zeigt aber auch, dass diese Jungs in all den Jahren keinen richtigen Durchhänger hatten...von “Risk“ mal abgesehen. Optisch wurde die Performance mit dem virtuellen Hintergrund perfekt ergänzt. Dort wurden u.a. anhand von schnellen Bilderabfolgen, die nicht immer einfachen, kontroversen, gesellschaftskritischen, oft politischen Texte verstärkt und zu einem Statement der Band. Obendrein war den Protagonisten auf der Bühne allesamt der Spaß an der Sache anzusehen und zu hören. Am Ende hatte man das Gefühl, dass der gute Dave die Bühne gar nicht mehr verlassen wollte, so oft wie er immer wieder, über beide Ohren grinsend, zurück zum Bühnenrand kam, um sich zu verabschieden, sich zu bedanken und am Schluss sogar zum Luftgitarrespielen (zu “Shadow of Deth“ vom Band).

Mit der Musik von IN EXTREMO können wir leider so rein gar nichts anfangen, deshalb bot es sich an, doch mal bei SEPULTURA auf der T-Stage vorbei zu schauen. Als Fans der ersten Stunde war es zwar unserer Ansicht nach um die brasilianische Combo geschehen als Max Cavalera der Band den Rücken kehrte, in Ermangelung weiterer Alternativen entschieden wir uns dennoch dafür, mit der Hoffnung ein paar der „alten“ Songs zu hören. “Territory“ überraschte uns dann auch direkt nach dem Opener positiv. Als Andreas Kisser die Anwesenden begrüßte, verkündete er, dass das Schwergewicht an diesem Abend zwar auf “Quadra“, dem letzten Output liegen würde, der Rest aber, zu unserer Freude, fast ausschließlich mit Songs aus der Max-Aera (...hat er natürlich nicht wörtlich so gesagt) bestritten wird. Wie zu erwarten, hatten wir zu den neuen Songs keinen großen Zugang, was jedoch den Spaß an dem Konzert nicht minderte. Das Publikum feierte die Truppe ab und Mr. Green fand sehr großen Gefallen daran. Jener hatte auch sprachlich ein bisschen was zu bieten und kommunizierte großteils auf Deutsch und das auch noch mit einem Lächeln. Damit hatte er uns! Schon weil wir uns diesem Charm nicht entziehen konnten, gingen wir so richtig mit. Das letzte Drittel war mit “Refuse/Resist“, “Arise“, “Ratamahatta“ und “Roots Bloody Roots“ de facto voll auf unserer Welle. Da der Soundmix auch gepasst hat, kann ich konsternieren, dass dies wohl die beste Show war, die ich von SEPULTURA ohne Max gesehen hatte.

Nun galt es, wie so oft auf einem Festival, eine Entscheidung zu treffen, wenn zeitgleich zwei Bands von Interesse auf verschiedenen Bühnen spielen. Da war auf der T-Stage NANOWAR OF STEEL, von denen wir im Vorfeld das ein oder andere gehört hatten, was uns in gewisser Weise neugierig gemacht hatte. U.D.O., wiedervereint mit seinem ACCEPT-Kumpel Peter Baltes (Bass) war dagegen auf der Main-Stage angekündigt. Als großer Fan der teutonischen Metalpioniere zog mich das dann doch ein wenig mehr, zumal ich diese Ikonen meiner Jugend gerne persönlich vor der Linse haben wollte. Leider war dies nicht so einfach, wie von mir gedacht. Udo startete das Set zwar mit “Animal House“ furios, doch man konnte recht wenig sehen, geschweige denn fotografieren. Die Bühne war überwiegend in dunkles Blau getaucht und irgendjemand hatte wohl vergessen die Nebelmaschine wieder abzustellen. Mit dem Gesang von Herrn Dirkschneider verhielt es sich bedauerlicher Weise ähnlich. Man hatte gleichsam das Gefühl, Mann und Stimme stecken im Nebel fest. Die optische Darbietung änderte sich auch während der folgenden Songs nicht gravierend. Die Instrumentalisten machten ihre Sache recht ordentlich und die Stimme wurde irgendwann einen Tick nach vorne gemischt, so dass wir nach der Hälfte beschlossen, uns den Rest vom Campingstuhl aus mit einem frischen Kaltgetränk anzuhören (was möglich war), da man ja eh nicht viel sehen konnte. Irgendwie hatten wir aber das Gefühl, die T-Stage wäre an diesem Abend die bessere Wahl gewesen.

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